Liebe Vereinsmitglieder,

Herta Rohde ist am 02. September 2013 im Alter von 98 Jahren verstorben. Auf ihrer Trauerfeier  am 06. September haben der Vorstand und viele ihrer Wegbegleiter sich  von ihr verabschiedet.

Herta hinterlässt eine große Lücke in unseren Reihen, die nur schwer zu schließen sein wird. Als Botschafterin des Turnens hat sie durch ihre hohe Präsenz sowie ihre Verlässlichkeit und Treue zu unserem Verein breite Akzeptanz und Beliebtheit erfahren – sie war Vorbild für viele von uns und wird das auch künftig bleiben.

In den 84 Mitgliedsjahren hat Herta an vielen Stellen Verantwortung im Verein übernommen und ihre „Frau“ gestanden – und das mit großen Erfolgen, die in ihrer Gesamtheit Herta und den Styrumer Turnverein untrennbar vereinen.

Der Versuch, das Leben von Herta zu skizzieren oder besondere Lebensleistungen herauszuarbeiten, ist schon für lange Weggefährten eine große Herausforderung. Unser ehemaliger Vorsitzender, Horst Pokorski, hat sich dieser Aufgabe im Jahre 2005 anlässlich Hertas 75-jähriger Mitgliedschaft gestellt – und  dabei als Augenzeuge das Lebenswerk von Herta in  würdiger Weise und aus berufenem Mund aufgezeigt. Insofern erinnern wir an diese kompetente Würdigung, indem wir daraus zitieren:

Im April 1929 – nach einem langen und harten Winter, in dem sogar die Ruhr zugefroren war, meldete sich Herta Rohde beim Styrumer TV an. Was diesen Teenager seinerzeit bewog, in den Kreis privilegierter Turner mit Schnauz- und Vollbärten einzutreten, ist uns nicht bekannt geworden. Jedenfalls muss sie vom Turnen von Anfang an beseelt gewesen sein, denn mit jugendlichem Elan nahm sie nicht nur an den Übungs- und Wettkampfveranstaltungen teil, sondern sie entwickelte bereits frühzeitig Führungsqualitäten. Zunächst war die Jugend- und Schülerarbeit ihre Domäne.

1935 verabschiedete sie sich aus dem Turnverein, um 2 ½ Jahre in Schweden zu arbeiten. 1938 war sie wieder zurück und übernahm sofort wieder die Führung der Kinder- und Jugendabteilung in der Turnhalle Oberhausener Straße.

1942 kam die Leitung der Frauenabteilung hinzu. Sie stand in dieser Zeit von 17.00 bis 22.00 Uhr in der Turnhalle. Ohne Pause ging der Übungsbetrieb in den Kriegsjahren zunächst weiter. Unterbrochen wurde das Turnen lediglich bei Fliegeralarm, wo man den Luftschutzraum aufsuchen musste. Als der unselige Krieg, aus dem viele Turner nicht zurückkamen, zu Ende war, wurde der Turnbetrieb unter der Führung von Herta fortgesetzt. Zum Glück gehörte die Turnhalle an der Oberhausener Straße zu den wenigen Sportstätten, die den Krieg unversehrt überstanden hatten.

1949 übernahm Herta das gesamte Frauen- und Mädchenturnen im Styrumer TV. Diese Arbeit war von Erfolg gekrönt, da sie ihre Ziele nicht alleine im Leistungsstreben, sondern darüber hinaus in der Vermittlung des turnerischen Gutes in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter sah. Kein Wunder, dass es in dieser Zeit selbstverständlich war, dass Herta Mitgliederversammlungen, Vereinsfeiern und Stiftungsfeste sowie auch Wanderfahrten gestaltete.

Aber das allein genügte ihr nicht. Ihr Talent, Tanz und Spiel schöpferisch so zu gestalten, dass ein breites Publikum nicht nur aus dem Turnlager in den Genuss einer großen Turn Show kam, wurde durch Hermann Grauerholz erkannt. Ein persönlicher Kontakt mit dem Gestalter großer Tanzspiele, bei denen stets die Ideale des Lebens hervorgehoben wurden, führte zu einer ganzen Anzahl von Tanzspielvorführungen mit Frauen und Mädchen unseres Vereins unter der Regie von Herta.

1955 wurde im Altenhofsaal „Mein Land im Strom“ aufgeführt. 1957 folgte „Die Mägdehochzeit“ im Styrumer Odeon-Theater, 1960 war der Park des Styrumer Schlosses Kulisse des Spiels „Kaufruf in der Karmelgasse“. Und an gleicher Stelle folgte 1962 die Uraufführung des von Grauerholz eigens für die Styrumer Bevölkerung geschriebenen Stückes „Styrumer Chronika“, das vor einer stattlichen Zuschauerkulisse an einem herrlichen Sommerabend unter Scheinwerferbeleuchtung aufgeführt wurde. 1965 wurde wiederum im Schlosspark „Stadt im Acker“ aufgeführt.

Ende der 60er Jahre entwickelte sich der Vereinsbetrieb so, dass sich die Jugend immer mehr dem Leistungsstreben zuwandte, so dass für dies Art turnerischer Show keine Spieltruppe mehr zur Verfügung stand.

Als nach 15-jähriger Pause im Rahmen der Hundertjahrfeier des Styrumer TV erneut ein Grauerholz-Spiel aufgeführt werden sollte, mussten Frauen und Mädchen befreundeter Turnvereine, wie TS Saarn oder Mülheimer Turngemeinde, mithelfen, um das neue Tanzspiel „Geschöpfe“ von Hermann Grauerholz aufführen zu können.

In Anwesenheit seinen Schöpfers, Hermann Grauerholz, fand am 27.04.1980, zu Beginn der Hundertjahrfeier des Styrumer TV, vor einer glanzvollen Kulisse in der Stadthalle die Aufführung des Stückes „Geschöpfe“ statt. Es war ein einmaliger Morgen im festlich dekorierten Theatersaal vor fast 2000 Zuschauern, unter ihnen viel Prominenz.

Das war der Höhepunkt der Laufbahn von Herta Rohde im Styrumer TV. Alle, die diese Vorführung erleben durften, können diesen Morgen nicht vergessen.

Aber es fehlen noch einige Daten im Werdegang von Herta Rohde:

1963 gründete sie die Jedermann-Gruppe der Frauen. Auf Anhieb kamen 50 Frauen zu uns in den Verein.

1964 wurde Herta Ehrenfrauenwartin des Styrumer TVs.

1980 erhielt Herta im Rahmen der Feierstunde zum 100-jährigen Bestehen des Styrumer Turnvereins den Vereinswappenteller, die höchste Auszeichnung des Styrumer TV. Im gleichen Jahr erfolgte die Ehrung durch den Stadtsportbund mit der Verleihung der Verdienstplakette des SSB.

Die  Würdigung von Horst Pokorski verdeutlicht unverändert, mit welchem Einsatz und Engagement sich Herta Rohde für unseren Verein verdient gemacht hat. Dem abschließenden Dank verband er dabei mit dem Wunsch nach einer weiterhin guten Zeit für Herta. Gerne stellen wir heut fest, dass dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist: bis noch vor wenigen Monaten hat Herta voller Disziplin und Freude die Übungsstunden ihrer Turnschwestern der Jedermann-Gruppe besucht und auch als Ehrenfrauenwartin die Vorstandssitzungen wahrgenommen. 

Der Styrumer Turnverein von 1880 e.V. dankt Herta Rohde für alles, was sie in langen Jahren für den Verein geleistet hat.

Wir werden Herta Rohde vermissen – aber nicht vergessen!  Ihr Name ist untrennbar mit unserem Verein verbunden und wir werden Herta in ehrender Erinnerung behalten.

Der Vorstand  
Styrumer Turnverein von 1880 e.V.