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100 Jahre Handball im Styrumer Turnverein

Kaum zu glauben, aber wahr, die Handballabteilung wird nun 100 Jahr.

Das hätten sich die Styrumer Schlagballspieler wohl nur schwerlich vorstellen können, dass das Spiel, welches sie bei einer Vorführung der Spandauer Sporthochschule anlässlich der deutschen Schlagballmeisterschaft 1921 in Frankfurt/Main gesehen hatten, einen dauerhaften Platz in unserem Verein einnehmen würde. (erwähnt werden muss an dieser Stelle, dass die Styrumer Schlagballer als Westdeutscher Meister erst im Endspiel mit 47:52 München 60 unterlag).

Von nun an war das Handballtraining fester Bestandteil der wöchentlichen Übungsstunden. Es wurde ab sofort gespielt (Handball und Schlagball) und geturnt.

Die Geburtsstunde des Mülheimer Handballsports schlug in den ersten Monaten des Jahres 1922. Styrumer und Mellinghofer TV und auch der Turn- und Sportverein Broich 85 gelten als erste Anwärter auf ein „Urheberrecht“. Aufgrund fehlender Zeitzeugen ist dies nicht mehr exakt zu ermitteln.

Als erster Mülheimer Verein aber konnte der Styrumer TV bereits 1922 eine eigene Mannschaft, bestehend aus Turner und Leichtathleten unseres Vereins, stellen. Seitdem hat das Handballspiel im Styrumer Turnverein seinen festen Platz. Aber leider fand sich in unserer Stadt noch kein Gegner, weshalb die ersten inoffiziellen Spiele gegen Mannschaften der Nachbarstädte ausgetragen wurden. Das erste Handballspiel wurde gegen den TV Alstaden ausgetragen und ging mit 2:3 verloren.

1923 trat das Handballspiel dann endgültig in den Blick der Öffentlichkeit. Als erster Mülheimer Vertreter nahm der Styrumer TV an den Meisterschaftsspielen der Bezirksgruppe B teil.

Die anderen Mannschaften dieser Gruppe waren Sterkrade 69, Oberhausen 73, TV Alstaden, Hamborn-Marxloh und Tbd. Oberhausen. Die Styrumer wurden auf Anhieb Gruppensieger und belegten bei den Ruhrgaumeisterschaften den 2. Platz.

Im Mai 1924 fand das erste Spiel einer Mülheimer Stadtmannschaft statt; von den 11 Spielern waren 9 vom Styrumer TV (Emil Winkler, Willi Wiechert, Willi Schröder, Karl Ernst, Willi Grevenhaus, Willi Mertins, Peter Gaß, Adolf Ruthmann und Ernst Rippig) und 2 vom TV Mellinghofen (Walter Horstendahl und Hermann Drosten). Die Ersatzspieler waren Matthias Ahl (Styrumer TV) und Adolf Egener und Fritz Wegener (TV Mellinghofen).

Bis in die dreißiger Jahre hinein spielten die Styrumer Handballer eine führende Rolle. Edgar Reinhardt, einer der bekanntesten deutschen Handball-Nationalspieler der damaligen Zeit und Teilnehmer an der Olympiade 1936, war ein Styrumer Junge und spielte auch in der Jugendmannschaft des Styrumer TV.

Während des 2. Weltkrieges kam unser Sport zum Erliegen. Nach dem Zusammenbruch 1945 begann zunächst Schritt für Schritt der Wiederaufbau. Mit dem Spielbetrieb konnte erst nach Auflösung der Sperre durch die Besatzungsmacht 1946 wieder begonnen werden. Neben den Männern und den Jugendmannschaften wurde nun auch der Frauenhandball eingeführt.

Die Frauenhandballmannschaft, die von Werner Berkenfeld und Alfred Wehning trainiert wurde, errang ihren größten Erfolg, als sie 1948 an den Westdeutschen Meisterschaften teilnahm. Sie spielten damals vor einer für heute unvorstellbaren Zuschauerkulisse von 2000 Zuschauern.

Mit Beginn der sechziger Jahre trat neben dem Feldhandball der Hallenhandball immer mehr in den Vordergrund. Während die Handballspiele bis dahin über das ganze Jahr (mit Ausnahme einer kurzen Sommerpause) auch im Winter bei Eis und Schnee auf dem Großfeld (Fußballplatz) durchgeführt wurden, entschied sich der DHB „Deutsche Handballbund“ (der ja bekanntlich am 01. Oktober 1949 hier in der Mülheimer Stadthalle gegründet wurde) für eine getrennte Feld- und Hallenhandballsaison.

Dies bedeutete, insbesondere für die älteren Handballspieler, eine enorme Umstellung, sei es in spielerischer, technischer oder konditioneller Hinsicht. Nicht nur die Aktiven, sondern auch die Schiedsrichter mussten sich mit den Änderungen und großen Unterschieden der Spielregeln für Feld und Halle zurechtfinden. Vor allem zeichnete sich in diesem Jahrzehnt eine Umstrukturierung des Handballspiels deutlich ab.

Die folgenden Jahre bis heute verliefen für unsere Handballabteilung in einem ständigen Auf und Ab. Viele Stadt-, Kreis- und Bezirksmeisterschaften auf dem Feld und in der Halle konnten errungen werden.

Aber nicht nur sportlich waren unsere Handballer aktiv. Viele von ihnen haben die Geschicke unseres Vereins über Jahre als Vorstandsmitglieder aktiv mitgestaltet. (hier einige Namen von vielen: Franz Müller, Hans-Günter Kiepen, Rudi Lorfing, Edmund Heller, Hans Douvern)

Durch schöne und schwierige Zeiten hindurch wurden immer wieder neue Wege gefunden, um möglichst vielen den Sport näher zu bringen und auch außerhalb dessen Freundschaften fürs Leben zu schließen.

Auch mit 100 Jahren auf dem Buckel und in der heutigen Zeit, unter teilweise schwierigsten Bedingen leidend, versuchen wir unser Fähnlein hochzuhalten. Von fast 20 ehemals in Mülheim an der Ruhr Handball spielenden Vereinen gibt es 2022 aktuell nur noch 7 Vereine bzw. Spielgemeinschaften.

Trotz allem steht die Handballabteilung in unserem Verein gleichermaßen für Spielspaß und Teamgeist.

Unser Jubiläum werden wir gemeinsam mit ehemaligen und aktuellen Sportkameraden der Handballabteilung bei einer Feier gemeinsam zelebrieren.

Friedhelm Körner