Geschichte der Handballabteilung im Styrumer TV von 1880 e.V.
Die Pioniere des Mülheimer Handballsports.
Nach dem 1. Weltkrieg trat neben dem Geräteturnern, Leichtathletik, Volksturnen und Faustball in immer stärkerem Maße des Schlagballspiels in den Vordergrund. 1921 wurden die Styrumer Westdeutscher Meister und nahmen an den Deutschen Meisterschaften in Frankfurt/Main teil. Bis ins Endspiel vorgedrungen, scheiterten sie mit 47 : 52 Punkten an München 1860.
Im Rahmen dieser Meisterschaften führten die als Erfinder des Handballspiels bekannten Max Heiser und Carl Schelenz mit der Spandauer Sporthochschule ein Handballlehrspiel vor.
Die Styrumer Schlagballer waren von diesem Spiel so begeistert, dass nach ihrer Rückkehr das Handballspiel in den Trainingsbetrieb aufgenommen wurde. Fast zur gleichen Zeit führten auch andere Mülheimer Vereine Handballübungsstunden ein.
„Es wurde gespielt und geturnt. Styrumer Turner waren die Bahnbrecher für den Handballsport, sie bildeten aus ihren Reihen die erste Handballmannschaft in unserer Vaterstadt Mülheim an der Ruhr. 1922 spielten zum ersten Mal sehr bekannte Turner und Leichtathleten des Styrumer Turnvereins Handball. Seit dem hat das Handballspiel im Styrumer Turnverein seinen festen Platz.“
Als erster Mülheimer Verein konnte der Styrumer TV bereits 1922 eine eigene Mannschaft stellen. Aber leider fand sich in unserer Stadt noch kein Gegner, weshalb die ersten inoffiziellen Spiele gegen Mannschaften der Nachbarstädte ausgetragen wurden.
Das erste Handballspiel wurde gegen den TV Alstaden ausgetragen und ging mit 2 : 3 verloren.
1923 trat das Handballspiel dann endgültig in den Blick der Ã-ffentlichkeit. Als erster Mülheimer Vertreter nahm der Styrumer TV an den Meisterschaftsspielen der Bezirksgruppe B teil.
Die anderen Mannschaften dieser Gruppe waren Sterkrade 69, Oberhausen 73, TV Alstaden, Hamborn-Marxloh und Tbd. Oberhausen.
Die Styrumer wurden auf Anhieb Gruppensieger und belegten bei den Ruhrgaumeisterschaften den 2. Platz.
Im Mai 1924 fand das erste Spiel einer Mülheimer Stadtmannschaft statt; von den 11 Spielern waren 9 vom Styrumer TV (Emil Winkler, Willi Wiechert, Willi Schröder, Karl Ernst, Willi Grevenhaus, Willi Mertins, Peter Gaß, Adolf Ruthmann und Ernst Rippig) und 2 vom TV Mellinghofen (Walter Horstendahl und Hermann Drosten). Die Ersatzspieler waren Matthias Ahl (Styrumer TV) und Adolf Egener und Fritz Wegener (TV Mellinghofen).
Bis in die dreißiger Jahre hinein spielten die Styrumer Handballer eine führende Rolle. Edgar Reinhardt, einer der bekanntesten deutschen Handball-Nationalspieler der damaligen Zeit und Teilnehmer an der Olympiade 1936, ist ein Styrumer Junge und spielte auch in der Jugendmannschaft des Styrumer TV.
Durch die politischen Entwicklungen bedingt, musste 1935 für kurze Zeit der Spielbetrieb eingestellt werden. 1938 konnte dann, zunächst nur mit einer Jugendmannschaft, der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden.
Mit Kriegsbeginn 1939 bildete man eine Spielgemeinschaft mit dem Reichsbahn-Sportverein, da ein großer Teil der Mannschaft zu Wehrmacht eingezogen wurde.
Nach dem Zusammenbruch 1945 begann zunächst Schritt für Schritt der Wiederaufbau. Mit dem Spielbetrieb konnte erst nach Auflösung der Sperre durch die Besatzungsmacht 1946 wieder begonnen werden. Neben den Männern und den Jugendmannschaften wurde nun auch der Frauenhandball eingeführt.
Die Frauenhandballmannschaft, die von Werner Berkenfeld und Alfred Wehning trainiert wurde, errang ihren größten Erfolg, als sie 1948 an den Westdeutschen Meisterschaften teilnahm. Sie spielten damals vor einer für heute unvorstellbaren Zuschauerkulisse von 2000 Zuschauern. Leider wurde der Spielbetrieb der Damen bereits 1950/51 wieder eingestellt.
Der Spielbetrieb der Männer begann im Jahre 1945 zunächst mit Freundschaftsspielen. Da unser Platzheim an der Augustastraße durch den Krieg zerstört wurde, mussten sich die Handballer bis zur Einweihung des neuen Heimes im Jahre 1952 in der Schule an der Oberhausener Straße (heute Willi-Brandt-Gesamtschule) umziehen.
Die ersten Meisterschaftsspiele wurden 1946 auf Kreisebene durchgeführt. Für die folgende Spielserie wurde unsere 1. Mannschaft der Bezirksliga zugeteilt. Gleich auf Anhieb erreichte sie den zweiten Tabellenplatz und stieg in die Landesliga (ehemals Gauklasse) auf.
Durch Pech gingen einige Spiele 0 : 1, 2 : 3, 4 : 5 usw. verloren, so dass der Abstieg aus der Landesliga in die Bezirksliga nicht zu vermeiden war. Die schwersten Gegner unserer Mannschaft waren damals Hamborn 07, Rot-Weiß Oberhausen und Duisburg 48/99.
Bis zum Jahre 1953 wurde dann in der Bezirksklasse gespielt. Nach vier Ausscheidungsspielen gegen Adler Bottrop war die Landesliga wieder erreicht.
Dank der Unterstützung einzelner Turnbrüder, die sich insbesondere für die Jugend einsetzten, war ein Leistungsanstieg unverkennbar. Auch ein erneuter Abstieg 1955 in die Bezirksklasse konnte die Zusammengehörigkeit und das gute kameradschaftliche Verhältnis innerhalb der Handballabteilung nicht beeinflussen. Durch den Einbau jüngerer Spieler gehörte die Mannschaft nach zwei Jahren wieder der Landesliga an. Doch es zeigte sich, dass die Konkurrenz aus Düsseldorf, Essen, Oberhausen und Duisburg für unsere junge Mannschaft zu stark war um sich in dieser Klasse halten zu können.
In der Spielsaison 1959/60 sah es nicht danach aus, dass Die Mannschaft den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse wieder schaffen sollte, denn die Reserve des RSV Mülheim war als Favorit bezeichnet worden. Durch eine konstante Leistung wurde die Mannschaft Bezirksmeister und hatte das Ziel Landesliga erreicht.
Mit Beginn der sechziger Jahre trat neben dem Feldhandball der Hallenhandball immer mehr in den Vordergrund. Während die Handballspiele bis dahin über das ganze Jahr (mit Ausnahme einer kurzen Sommerpause) auch im Winter bei Eis und Schnee durchgeführt wurden, entschied sich der DHB „Deutsche Handballbund“ (der ja bekanntlich am 01. Oktober 1949 hier in der Mülheimer Stadthalle gegründet wurde) für eine getrennte Feld- und Hallenhandballsaison.
Dies bedeutete, insbesondere für die älteren Handballspieler, eine enorme Umstellung, sei es in spielerischer, technischer oder konditioneller Hinsicht. Nicht nur die Aktiven, sondern auch die Schiedsrichter mussten sich mit den Änderungen und großen Unterschieden der Spielregeln für Feld und Halle zurechtfinden. Vor allem zeichnete sich in diesem Jahrzehnt eine Umstrukturierung des Handballspiels deutlich ab. Gab es bis dahin nur die Oberliga-, Landesliga-, Bezirksliga- und Kreisklassen-Gruppen, so sind Inzwischen die Bundesligen, Regional- und Verbandsliga hinzugekommen
Die folgenden Jahre verliefen für unsere Handballabteilung in einem ständigen Auf und Ab. Doch schon immer legte man beim Styrumer TV wert auf eine gute Jugendarbeit. Viele Stadt- und Kreismeisterschaften auf dem Feld und in der Halle konnten errungen werden. Eine Menge junger Talente gingen aus unseren Reihen hervor.
Den größten Erfolg konnte unsere B-Jugendmannschaft im Jahre 1968 erringen, die nicht nur Kreismeister sondern auch Bezirksmeister wurde und bei den Niederrheinmeisterschaft den 3. Platz erzielte.
Bis Anfang der siebziger Jahre zweigleisig gespielt. Danach hielten nur noch eine kleine Gruppe von Vereinen das Feldhandballspiel am Leben. In der Zeit stiegen wir 1975/76 in die Landesliga und 1979 in die höchste dann noch bestehende Klasse, Verbandsliga, auf. Kreismeister 1980/81 und 1981/82. Heute gibt es nur noch das Hallenhandballspiel.
1972 nach über 20-jährigem Dornröschenschlaf hat sich in der Handballabteilung des Styrumer TV dann endlich wieder eine Damenmannschaft etabliert. Zum Teil aus den Reihen der Spielerfrauen, aber auch im größeren Masse von Außen, kamen die Damen zusammen um eine Mannschaft zu bilden. Bereits im Herbst 1972 nahm man an den Meisterschaftsspielen teil.
Bereits 1978/79 spielten die Damen in der Landesliga und hatten 1979/80 bereits die Chance in die Verbandsliga aufzusteigen. Die Ausscheidungsspiele gegen die punktgleichen Mannschaften des TV Neviges und der DJK Tura 05 Dümpten gingen knapp verloren. Aber bereits ein Jahr später (1980/81) gelang der ersehnte Erfolg. Als Tabellenerster gelang der 1. Damenmannschaft der Aufstieg in die Verbandsliga. Die Mannschaft präsentierte sich auch in den Folgejahren in hervorragender Form. Nach einem 2. Platz in der Saison 1981/82 sollte 1982/83 der große Wurf (Aufstieg in die Oberliga) gelingen. Aber wieder war es der TV Neviges, der dies verhinderte, da wir im Entscheidungsspiel unterlagen.
Die guten Leistungen zeigten sich auch bei den Pokalspielen in der Saison 1982/83, in denen zwei Oberligisten ausgeschaltet werden konnten. Erst der in der Regionalliga spielende RSV Mülheim war Endstation, wir verloren nach lange ausgeglichenem Spiel mit 10 : 13.
Aber wie oft der Fall ist, wenn der große Wurf nicht gelingt, kommt dann schnell der Abstieg. Und so war es auch bei unseren Damen. In der Saison 1984/85 konnte der Abstieg aus der Verbandsliga nicht verhindert werden und man spielte fortan wieder in der Landesliga, aus der dann 2001/02 auch abgestiegen wurde.
In den Jahren 1991/92 gegen Breitscheid und 1995/96 gegen Eintracht Mülheim konnten die Endspiele um die Mülheimer Stadtmeisterschaft gewonnen und der Titel "Stadtmeister" errungen werden.
Friedhelm Körner